FAZ, Samstag 02.April 2016 :
„… Bei aller mal mehr, mal weniger suggestiven Inszenierung bleibt die Lesbarkeit der Positionen doch stets offen. Den nachhaltigeren Eindruck freilich hinterlassen vorwiegend jene Arbeiten, die von derlei im Raum sich manifestierenden Grenzziehungen zu abstrahieren vermögen oder, wie Anna Anders oder Nicolai Rapp, die Rolle des Betrachters ins Zentrum rücken, ohne ihm gleich schulmeisternd auf den moralisch überreizten Nerv zu gehen.
Schließlich braucht es keine Kunst, um dem Besucher klarzumachen, dass sich seine Verantwortung nicht bei der Mülltrennung erschöpft. Doch wenn Rapp, der in Bielefeld Fotografie studiert hat, bergeweise Altkleider in containerförmige Säcke packt und ganz kühl und sachlich als „Dead white men´s clothes“ inszeniert; wenn er mit „Agbogbloshie“ einen seine giftigen, von europäischem Elektroschrott befeuerten Dämpfe in die Atmosphäre blasenden Müllberg in Ghana wie ein gewaltiges, ein überwältigendes Naturereignis inszeniert, dann findet er mit seinen Bildern eine Form, die sich der mal widersprüchlichen, mal himmelschreienden Wirklichkeit auch künstlerisch gewachsen zeigt. …“
Christoph Schütte